29 Jahre BürgerBeirat Gartenbau.

Seit November 1996 arbeitet der BürgerBeirat Gartenau.
In 69 Sitzungen wurden von den Mitgliedern mehr als 3.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.

Die Gründung des BürgerBeirates war für Leube ein wichtiger Schritt. Die gemeinsame Arbeit hat einerseits gezeigt, wie wir bei Leube arbeiten und welche Probleme es zu lösen gilt, andererseits haben wir gelernt, welche Sorgen sich unsere Anrainer:innen machen und welche Maßnahmen und Investitionen wir setzen müssen. Wir konnten offen und intensiv informieren, wir haben lange, viel und heiß diskutiert und wir haben bisher immer einen Weg gefunden, den alle Beteiligten mittragen konnten. Das Prinzip der Offenheit, Ehrlichkeit und Einhaltung von Versprechen hat zwischen BürgerBeiräten und Unternehmen, aber auch in der Öffentlichkeit Vertrauen aufgebaut.

Mag. Rudolf Zrost

Gründungsmitglied als GF von Leube bis März 2022

[Entstehung]|Die Entstehung

Im Jahr 1996 wurden die Pläne des Leube Zementwerkes bekannt, Ersatzbrennstoffe einzusetzen. Aufgrund zahlreicher negativer Erfahrungen im In- und Ausland kam es zu massiven Bürgerprotesten. Die Geschäftsführung des Zementwerkes sicherte jedoch zu, dass der Einsatz von Ersatzbrennstoffen nur erfolgen werde, wenn dadurch keine Emissionsverschlechterungen eintreten. Nach Gesprächen mit Bürgerinitiativen und der Salzburger Müllplattform wurden alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an einem „echten“ konsensualen Bürgerbeteiligungsverfahren betreffend den Einsatz von Ersatzbrennstoffen in Gartenau eingeladen.

[Ablauf]|Der Ablauf

Nach Festlegung einer „Geschäftsordnung“ wurden umfangreiche Analysen und Messungen durchgeführt, um den „Ist-Zustand“ vor dem Einsatz von Ersatzbrennstoffen exakt zu erheben. Die Zielsetzung war und ist, die Emissionen des Zementwerkes dürfen sich durch den Einsatz von Altreifen und Kunststoffen nicht verschlechtern. Mit der Analyse und dem Festlegen von „Input-Grenzwerten“ für die eingesetzten Materialien wird der Schadstoffeintrag kontrolliert und minimiert. Motto: „Was vorne nicht hineingeht, kann hinten nicht herauskommen“.

[Vereinbarung]|Die Vereinbarung

Vom Bürgerbeirat und dem Leube Zementwerk wurde eine zivilrechtliche Vereinbarung getroffen (Aktualisierung im Mai 2016), die den Ablauf des BürgerBeirates, den Umfang der zu verwendenden Ersatzbrennstoffe, Input-Grenzwerte für die Ersatzbrennstoffe, Emissionsgrenzwerte und -zielwerte, umfangreiche Kontrollrechte des BürgerBeirates und eine „Dynamisierungsklausel“ beinhaltet. Die Dynamisierungsklausel besagt, dass das Leube Zementwerk technische Fortschritte – zur Verbesserung der Umweltsituation – unter Anspannung seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten – umsetzen muss! Die „Umrüstung“ des Zementwerkes in eine Müllverbrennungsanlage wurde vertraglich ausgeschlossen! Das Leube Zementwerk verpflichtete sich, Ersatzbrennstoffe jeweils erst nach erzieltem Konsens mit dem BürgerBeirat einzusetzen, unabhängig von einer allfälligen behördlichen Genehmigung. Im Gegenzug verpflichtete sich der BürgerBeirat, auf Einsprüche in Behördenverfahren zu verzichten.

[Zusammenarbeit]|Die Zusammenarbeit

Heiße inhaltliche Diskussionen wurden im Bürgerbeirat – unbemerkt von der Öffentlichkeit – immer wieder geführt. Alle getroffenen Vereinbarungen allerdings wurden bisher – sowohl vom Zementwerk als auch vom BürgerBeirat – immer eingehalten!

[Ergebnis]|Das Ergebnis

Im Leube Zementwerk werden als Ersatzbrennstoffe v. a. Altreifen, Gummischnitzel und Kunststoffabfälle eingesetzt. Da die Ersatzbrennstoffe durchwegs „sauberer“ sind als die erlaubten Regelbrennstoffe Kohle und Heizöl Schwer hat sich seit dem Einsatz von Ersatzbrennstoffen eine Verbesserung der Gesamtemissionen ergeben. Insbesondere bei Staub (Indikator für anhaftende Schwermetalle), Gesamtkohlenstoff (Indikator für organische Schadstoffe, wie BTX, PAHs, Dioxine und Furane), bei Kohlenmonoxid (Treibhauseffekt) und Stickoxiden – insbesondere seit Inbetriebnahme SNCR-Anlage (Atemwegserkrankungen, Vorläufersubstanz bodennahes Ozon).

Seit Start des BürgerBeirates 1996
haben sich folgende Emissionsänderungen ergeben:

-76%

Stickoxid NOx

-95%

Staub

-92%

Gesamtkohlenstoff TOC

-98%

Kohlenmonoxid CO

Anmerkung: die Zunahme bei SO2 hängt mit der Veränderung des Schwefelgehaltes des Gesteines (Rohmehl) zusammen und korreliert nicht mit Ersatzbrennstoffen!

Investitionen

Ein neu gebauter Wärmetauscherturm zur Steigerung der Energieeffizienz im Leube Zementwerk ist 2010 Betrieb gegangen. Mit dem neuen Drehrohrofen 3 werden damit bei gleicher Produktionsleistung ca. 10 % der Primärenergie eingespart werden, das heißt es reduzieren sich auch die Emissionen deutlich.

Im Frühjahr 2019 wurde eine neue DeCONOx-Anlage in Betrieb genommen (Katalysator mit Nachverbrennung der Abgase). CO, NOx und TOC werden damit weiter deutlich reduziert (50 – 90 %).
Am Kamin wurden zusätzliche Schalldämpfer installiert, die das Ausblasgeräusch um ca. 50 % reduzieren.

Regionale Bedeutung

  • Verbindliche Rückkopplung in lokale Organisationen und Gemeinden durch BürgerBeiräte


 

  • Durch besonders niedrige Staubwerte werden problematische Stoffe, wie Schwermetalle (die insbesondere am Staub anhaften) in der Emission deutlich reduziert.

Auszeichnungen & Preise

Salzburger Landespreis
für Marketing, Kommunikation und Design
(2. Platz)
1998

Umweltpreis der Österreichischen Industrie
Anerkennung
1997

Nominierung für den Staatspreis
für Public Relations
1997

Umweltschutz im Betrieb
AK Umweltschutzpreis
1.Preis
1997